Nach einer Corona-Impfung mit mRNA-Impfstoffen kann eine Gürtelrose auftreten. Was man darüber wissen sollte.
Was ist die Gürtelrose?
Die Gürtelrose wird auch Herpes Zoster genannt. Sie wird durch das humane Herpesvirus 3 verursacht . Die Gürtelrose zeigt sich mit klaren Bläschen auf geröteter Haut, ist von brennenden Schmerzen begleitet und tritt meist gürtelförmig und einseitig am Körper auf.
Wie entsteht die Gürtelrose?
Die Gürtelrose tritt als Zweitinfektion einer Windpockenerkrankung auf. Nach einer Windpockenerkrankung verbleiben die Viren im Körper und ziehen sich entlang der Nervenfasern in die Spinalganglien zurück. Dies sind Schaltstellen des zentralen Nervensystems, die in der Nähe des Rückenmarks liegen.
Wenn das Immunsystem geschwächt ist, zum Beispiel durch Streß, eine Krankheit oder intensive Sonneneinstrahlung, kann es zur einer Reaktivierung der Viren kommen, was sich dann als Gürtelrose zeigt.
Welche Symptome weisen auf eine Gürtelrose hin?
Die Gürtelrose beginnt oft mit nicht sehr eindeutigen Zeichen.
Es können z.B. brennende halbseitige Schmerzen, Empfindungsstörungen oder Juckreiz auftreten. Am häufigsten ist der Körperstamm betroffen, aber die Gürtelrose kann auch am Kopf, an den Armen und an den Beinen auftreten. Manchmal stellen sich die Patienten beim Orthopäden vor, mit der Frage nach einem Bandscheibenvorfall oder einem eingeklemmten Nerv. Bei manchen Patienten erfolgten sogar Zahnbehandlungen oder Blinddarmentfernungen, weil die Beschwerden nicht korrekt der Gürtelrose zugeordnet werden konnten.
Einige Tage später bildet sich eine Rötung der Haut mit kleinen flüssigkeitsgefüllten Bläschen (Vesikel) aus, die mit den Viruspartikeln gefüllt sind. Ungefähr fünf Tagen später wird der Bläscheninhalt trüb, die Rötung geht zurück und die Phase der Austrocknung beginnt. Zwei bis drei Wochen später sind die Bläschen abgeheilt. Typischerweise tritt die Erkrankung meist halbseitig auf. Sie ist auf sogenannten Dermatome begrenzt. Dies sind bestimmte Areale, die von einem Hautnerven versorgt werden.
Nach der Gürtelrose, kann es zu einer sogenannten Postzosterneuralgie kommen. Diese zeigt sich mit brennenden, stechenden Schmerzen, auch nachdem die Hautveränderungen wieder komplett abgeheilt sind. Diese neuropathischen Schmerzen, die den Schmerz der Nerven selbst darstellen, erfordern oft eine langwierige Behandlung und können für den Patienten sehr belastend sein.
Wie wird die Gürtelrose diagnostiziert?
Ihr Facharzt für Dermatologie wird mit dem ausführlichen Erheben der Anamnese und seinem geschulten Blick die Gürtelrose in den meisten Fällen als klinische Diagnose erkennen. Die Diagnosesicherung erfolgt durch den Abstrich aus dem Bläscheninhalt, der das Virus-Antigen nachweist. Auch über eine Blutentnahme können die Virus-Antikörper bestimmt werden.
Wie wird die Gürtelrose behandelt?
Das Ziel der Behandlung ist es, die Vermehrung der Viren und somit deren Ausbreitung zu hemmen. Dazu verschreibt Ihr Dermatologe Ihnen antivirale Medikamente in Form von Tabletten z.B. Aciclovir oder Brivudin. Weitere antivirale Medikamente sind Valaciclovir und Famciclovir. Die Behandlung erfolgt in der Regel über eine Woche, kann aber - je nach Verlauf der Erkrankung - auch verlängert werden.
Wenn Sie eine Nierenerkrankung haben, sollte Sie dies bei Ihrem Arzt ansprechen, dann ist ggf. eine Anpassung der Dosis notwendig. Außerdem sollten die Nierenwerte unter der Therapie kontrolliert werden.
Bei schweren Verläufen der Gürtelrose, Auftreten von Bläschen im Gesichts- oder Kopfbereich oder bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem z.B. durch Medikamente wird Ihr behandelnder Arzt sie stationär einweisen, damit Sie die antivitalen Medikamente als Infusionen bekommen können.
Weiterhin ist während der Erkrankung eine Schmerztherapie notwendig, um die Entstehung einer Postzosterneuralgie vorzubeugen. Dazu werden neben Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Metamizdol auch andere Schmerzmittel eingesetzt, die speziell die Nervenschmerzen behandeln. Dazu gehört zum Beispiel Pregabalin, das direkt gegen die neuropathischen Schmerzen wirkt.
Eine lokale Behandlung erfolgt mit desinfizierenden Sprays sowie zum Beispiel mit einer Zinkschüttelmixtur zum Austrocknen der Bläschen und zur Linderung des Juckreizes.
Ist die Gürtelrose ansteckend?
Im Gegensatz zu einer Windpockeninfektion, bei der die Viren auch über Tröpfcheninfektion z.B. beim Niesen weitergegeben werden können, ist bei einer Gürtelrose nur mit einer geringen Ansteckungsgefahr zu rechnen. Da der Bläscheninhalt Viren enthält, sollte man die Bläschen nicht berühren und zum Schutz abdecken. Nur bei langem und engem Körperkontakt wäre eine Ansteckung über den Bläscheninhalt als Schmierinfektion möglich.
Es ist nicht möglich, sich direkt mit einer Gürtelrose anzustecken. Es kann nur zum Ausbruch von Windpocken kommen. Dies wiederum betrifft nur Menschen, die nicht gegen Windpocken geimpft sind oder noch keine Windpocken hatten. Deshalb sollte man den Kontakt zu umgeimpften Säuglingen oder Schwangeren meiden, wenn man an einem Herpes Zoster erkrankt ist.
Welche Untersuchungen sollten bei Auftreten einer Gürtelrose durchgeführt werden?
Im hohen Alter kommt eine Gürtelrose häufiger vor und ist zunächst kein Grund zur Besorgnis. Bei jüngeren Menschen sollte man nach einer möglichen Ursache suchen.
Hinter der Gürtelrose kann in selten Fällen auch eine andere, bisher nicht bekannte Grunderkrankung (z.B. eine Krebserkrankung oder eine HIV-Infektion) stecken, die zu einer Schwächung des Immunsystems führt. Ihr Facharzt für Dermatologie wird Sie deshalb genau beraten, welche weiteren Untersuchung zur Abklärung einer Ursache Ihrer Gürtelrose durchgeführt werden sollten.
Kann man einer Gürtelrose vorbeugen?
Die Impfung gegen Windpocken (Varizella-Zoster-Virus) gehört zu den Standardimpfungen für Kinder und Jugendliche. Weiterhin gibt es die Möglichkeit einer Impfung gegen die Gürtelrose mit einem Totimpfstoff, der bei Patienten ab dem 60. Lebensjahr von der STIKO empfohlen wird.
Welche Komplikationen können bei einer Gürtelrose auftreten?
Je nachdem, welche Hautsegmente betroffen sind, kann die Gürtelrose auch zur Schädigung anderer Organe führen. Gefährlich sind hierbei vor allem die Äste des Nervus trigeminus, einem Hirnnerv, der mit seinen Ästen sensibel das Gesicht versorgt.
Bei einem Zoster opthalmicus besteht die Gefahr einer Entzündung und Schädigung der Hornhaut des Auges.
Bei einem Zoster oticus mit Auftreten von Bläschen im äußeren Gehörgang kann es in seltenen Fällen zu einer Nervenlähmung im Gesicht kommen, die mit einem hängenden Augenlid einhergeht. Außerdem kann es über eine Schädigung des Hörnerven zu einer Hörbeeinträchtigung kommen.
Bei Patienten mit Immunschwäche kann sich die Gürtelrose über den ganzen Körper ausbreiten (Zoster generalisatus).
Was sind mögliche Folgen einer Gürtelroseerkrankung?
Wenn eine Gürtelrose zu spät erkannt und behandelt wird, besteht die Gefahr, dass die Schmerzen in dem betroffenen Hautareal chronisch werden. Man spricht dann von einer Postzosterneuralgie. Es wird vermutet, dass durch eine gesteigerte Empfindlichkeit der Schmerzfasern und durch Aufbau eines Schmerzgedächtnisses eine anhaltende Schmerzempfindlichkeit entsteht.
Die brennenden Dauerschmerzen und stechenden Schmerzattacken sind häufig schwer zu behandeln und können Monate bis Jahre lang bestehen bleiben. Häufig müssen die Patienten dauerhaft Schmerzmittel einnehmen.
Tritt eine Gürtelrose als mögliche Nebenwirkung einer COVID-19-Impfung auf?
Eine Studie zeigte, dass mRNA-Impfstoffe wie etwa die von Moderna oder BioNTech/Pfizer bei einer begrenzten Anzahl von Patienten die Gürtelrose aktivieren könnte. Es wird angenommen, dass das Immunsystem sich mit der Impfung auseinandersetzt und somit andere Aufgaben vernachlässigt, wodurch es zu einer Reaktivierung des ruhenden Varizella-Zoster-Virus kommen kann.
Fazit
Je früher die Gürtelrose erkannt und behandelt wird, desto eher können Folgeerkrankungen wie die Postzosterneuralgie verhindert werden. Wichtig ist es deshalb, schon beim Auftreten von Frühsymptomen einen Facharzt für Dermatologie aufzusuchen, damit dieser schnellstmöglich die Therapie einleiten kann. Auch wenn Sie sich unsicher sind, was hinter ihren halbseitigen Schmerzen steckt - suchen Sie im Zweifel Ihren Arzt auf, um sich weiter beraten zu lassen.
Literatur
Barda, Noam et al. Safety of the BNT162b2 mRNA Covid-19 Vaccine in a Nationwide Setting
New England Journal of Medicine September 16, 2021 385(12):1078
Altmeyers Enzyklopädie: https://www.altmeyers.org/de/dermatologie/zoster-4422